Soldatengenerationen!


 

 

 
 

Was hat der Vater, der Großvater, der Urgroßvater beim Militär früher eigentlich so gemacht?

Wer in seiner Familie nachfragt, was den die "Ahnen" im Bezug auf das Militär so früher getrieben haben, kommt nicht sehr weit. Wir, geboren ab 1945 gehören zu einer Friedensgeneration in Deutschland  und die Familienangehörigen, die den Zweiten Weltkrieg noch bewußt erlebt haben, sind fast alle aus biologischen Gründen nicht mehr da. Was kümmert uns das noch, mögen viele denken. Man kann es ja in der Literatur und in der Literatur über Deutsche Geschichte nachlesen. 

Der Deutsche Adel machte das bisher immer mit Links und vierzig Fieber. Die heben alles auf und wissen, daß der Ur/Ur/Ur/Ur/Ur/Ur-Großvater bei Jena und Auerstedt, bei der Schlacht gegen Napoleon ein schwarzes Pferd mit sich führte und daß ihm von französischen Soldaten die Stiefel, gestohlen hatten. Wichtig ist das sicher nicht. Nur dass diese Stiefel vier Taler gekostet hatten, der Halbjahreslohn eines Tagelöhners.

Und da werden bei einer Haushaltsentrümpelung bei einer Haushaltsauflösung der Großmutter, des Großvaters, die Dokumente, Fotos, weg geworfen. Ich habe es auch früher auch oft so gemacht. Ich habe  kiloweise die Konstruktionsunterlagen meines Vaters im Heizofen verfeuert. Heute wäre das Gold wert. Es waren Konstruktionsunterlagen der JU 52, des ersten Ganzmetallflugzeuges der Welt.

Meiner Entsorgungswut sind zum Glück einige Dokumente, Fotos, Briefe meiner Familie entgangen und die nehme ich jetzt auseinander wie eine Weihnachtsgans. Und ich fand Unterlagen, wo sie im Krieg gewesen sind und wie sie überlebt hatten.

Ich kommentiere das aus heutiger Sicht und mache mir da meinen Reim darüber. Sicher subjektiv, aber egal, ich mache es. Ich suche nach den kleinen Dingen im Leben dieser Menschen. 

Christian Hebstreit ()

Richard I (Krieg 1870/71?)   

Richard II  (I. Weltkrieg)

Robert (II. Weltkrieg)

Aus einer Marotte heraus wurde immer ein Junge in unserer Familie Richard getauft. Mir haben sie diesen Namen auch verpaßt.

Richard I

....noch nichts gefunden

Richard II

Richard II , 1.WK
Das Foto habe ich mit einem Kommentar in die flickr Datenbank geladen. Links ist mein Großvater Richard, rechts, sein Bruder Otto. Ich find das Foto rührend. Richard hält sich an seinem Bruder fest, der ein wenig selbstbewußter mit der Hand am Gürtel in die Optik des Fotografen schaut. Die Hosen unten mit Gammaschen zu umwickeln, hat Opa noch Mitte der fünfziger Jahre gemacht. Ich hab nie verstanden warum. Irgendwie sah das albern aus. Mit dem Problem, Knobelbecher (Stiefel) hatte ich ja auch bei der NVA bei den Grenztruppen zu tun. Ich dachte damals als Kind bei der Betrachtung des Fotos im Familienalbum, "was ist die Deutsche Armee nur für ein armer Verein, wenn sie noch nicht mal für alle Soldaten Stiefel hat". Nur, Opa war bei einer Radfahrerkompanie, da waren die schweren Komißbotten unpraktisch. Fakt ist von beiden das Schuhwerk ist ganz schön ausgelatscht. Und nicht unbekannt ist, wer zum Barras mußte und hatte ein wenig Geld, der hat sich seine Stiefel vorher selber gekauft und mitgenommen. Das, was man als Rekrut fußbekleidungsmäßig verpaßt bekam, war oft sehr schmerzhaft für die Füße.
Richard Hebstreit an der Düna

Die Birken, die diese Soldaten da für Ihre Front-Idylle verarbeitet haben, erinnern mich, daß die Düna irgendwo mit Rußland zu tun hat. Bei Wikipedia wurde ich fündig, wo mein Großvater mit seinen Kameraden "Venedig" nach gebaut hat. Die Sapadnaja Dwina ist ein in die Ostsee mündender, 1.020 km langer Strom. Monatelang, in einer Stellung irgendwo in Rußland untätig herum zu hocken war im 1. Weltkrieg auch manchmal Praxis. Von der Nordfront ist er an die Südfront geradelt und da ist er in Gefangenschaft gekommen.  Im Zusammenhang mit der Oktoberrevolution in Rußland 1918 war dort ein allgemeines Durcheinander. Er kam hatte das "Privileg" in mehrere Gefangenschaften zu kommen.

Robert (II. WK) im Drillich

Robert

Kragenbinden gab es damals im Drillich auch schon. Uniformen sind Sparzwängen unterworfen. Kragenspeck mußte verhindert werden. Diesen Drillich gab es zu meiner Zeit bei der NVA 1966 noch für die Sommerdienstuniform.  Problem bei diesem dicht gewebten Stoff war, wenn mal ein Fettfleck in die Uniform kam, der ging nie wieder raus.  Alle Soldaten sahen deshalb immer irgendwie wie kleine Ferkel aus.

Insofern hatte jeder Offizier in jeder deutschen Armee die Gelegenheit seine Soldaten alleine schon wegen der dreckigen Dienstuniform zu schuriegeln. Das wurde beim Kaiser praktiziert, bei Adolf und auch zwangsläifig bei der NVA. Wir waren alle vollgekleckerte Dreckschweine und keine Armeewaschmaschine und kein stundenlanges Bürsten mit allen möglichen Waschmitteln hat das geändert. Mit den Flecktarnanzügen und den Strichtarnanzügen als Kampfdienstuniform hörte diese Unsinn ein wenig auf. Um so dreckiger und fleckiger diese Uniform war, um so weniger wurde man im Gelände gesehen und kann besser überleben.  Wenn wir heute im Fernsehen in Kriegsfilmen auch noch mit Tarnfarben vollgemalte dreckige Gesichter  sehen, ist das ein sogenannter Fortschritt der "modernen Kriegsführung". Nur auch das nützt nichts mehr. Infrarotscanner am Gewehr erkennen alles, was um siebenunddreißig Grad Körpertemperatur hat. Auf diese 37 Grad wird inzwischen computergesteuert geschossen. Insofern alleine ist es schon eine Idiotie Soldat zu sein. Man hat keine Chance mehr!

Beim Militär bezeichnete Drillich die einfache Dienst-Uniform, die z.B. während der Ausbildung getragen wurde. Der Stoff ist nach seinen dreifachen Fäden benannt. Die Bezeichnung stammt aus dem Althochdeutschen und führt zurück bis zum lateinischen trilix "dreifädig" (zu lat. licium "Faden").

Robert Hebstreit II.WK , Guernsey

Mein Vater Robert, vor der Kulisse von St. Peter Port, dem größten Ort der Kanalinsen. Die Kanalinsel Guernsey war mit den umliegenden Inseln das einzige brittische Teriitorium, das die Deutsche Wehrmacht im 2. Weltkrieg besetzt hatte. Er  war Soldat und Unteroffizier bei der Luftwaffe in Frankreich und in Guernsey. So wie alle Soldaten erzählte er in der Familie unwahrscheinliche und wahrscheinliche Kriegserlebnisse. Er war eigentlich Flugzeugingenieur und hatte das Problem, aus irgendwelchen militärorganisatorischen Gründen nicht Offizier geworden zu sein. Eventuell hat er auch wegen dieser Umstände überlebt.

kaputter Flieger
Gefreiter Balken?


Robert auf Guernsey

Hier hat er noch die Soldatenschulterklappen und muß mit dem Karabiner auf dem Kreuz auf einem Motorrad "Streife" fahren. Zum Ende der Besatzung auf Guernsey ging das nicht mehr. Man fuhr Fahrrad! Der Sprit war alle!


Robert per Fahrrad
Winkel am Arm = Oberschütze /Gefreiter
Farbige Kragenspiegel mit zwei aluminiumfarbenen Doppelschwingen


Robert,  links. Streife war das aber sicher nicht. Mit Schlips und Kragen ging es um die Insel zum Spaß und zum Tanzen.  Guernsey war bis Mitte 1944 für deutsche Soldaten ein Paradies. Dann kam der D-Day, die Insel wurde von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Es wurde gehungert. Zum Schluß am 9. Mai 1945 sind um fündunddreißigtausend deutsche Soldaten ohne einen Schuß abgegeben zu haben in Gefangenschaft gegengen. Ca. 480 uneheliche Kinder von deutschen Soldaten blieben auf der den Channel Ilands zurück.
Da war mein Papa aber wohl nicht beteiligt. Er hat auf Guernsey meine Mutter, eine Ungarin,  kennen gelernt. 1946 wurde ich geboren. In diesem Sinne bin ich auch ein Kriegskind. Warum er nicht in Kriegsgefangenschaft geriet, da bin ich jetzt am recherchieren.

Was sich damals im Krieg in Guernsey ereignete, hat Charlotte Link in dem Roman "Die Rosenzüchterin" spannend beschrieben




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