rhebs homepage texte
|
Axel von
der Dollen
Axel von der Dollen war der letzte aus dem "Hochadel" in Bad Salzungen, welcher noch das Adelswappen mit einem edlen Namen hochhielt. So ziemlich fast alle "von und zu`s" waren bis zum 13. August nach dem Westen abgehauen, nur Axel gehörte zu der Sorte Adliger, welche sich nicht so leicht unterkriegen ließ. Zum einen hatte Axel von der Dollen keine Güter und Ländereien zu verlieren, zum anderen war Axel von der Dollen während des 3. Reiches Nazi-Gegner und hatte darunter in dieser Zeit zu leiden. Dies adelte ihn dan für eine Verwaltungstätigkeit, zudem er ein Zahlen-Genie war, der sich sämtliche Zahlen, welche anschließend das Kürzel "DM" trugen merkte. Und so einen konnten die Verwaltungen gebrauchen, auch wenn er ihnen mit seinem blauen Blut nicht ganz geheuer war. Den einzigen Makel, welcher er hatte, er war extrem kurzsichtig. Axel war von einer feinen Lebensart und brachte grundsätzlich höflich und zuvorkommend den Zahlenmanipulator jeder vorgelegten und zu prüfenden Abrechnung ins Schwitzen. Der Satz "Das stimmt doch wohl nicht so" mit der Betonung auf dem "Das" war genau so gefürchtet wie sein wahnsinnig elegant geführter Zeigefinger auf eine Zeile in der jeweiligen Abrechnung, welche er sich dicht vor die Nase hielt. Mit zwei drei Sätzen erklärte er dann seinem Gegenüber in seiner bestimmten und ruhigen Art, daß er sich verrechnet habe, oder daß er die Absicht hätte ihn zu "beschumpsen". Auf das nachfolgende Stottern hatte er noch ein "na, na, na, na" auf Lager welches jede Diskussion abschloß. Gleichzeitig zückte er einen sogenannten Kopierstift in einer Holzhülsenverlängerung und drückte diesen Stift den Rechnungsvorleger in die Hand und diktierte ohne eine Miene zu verziehen, die Korrektur. Er diktierte auch gleich noch den Namen des korrigierenden und zog elegant die Blaupause aus dem Vorgang heraus und schmiß sehr elegant ohne weitere Kommentare den Bürger aus seinem Zimmer. Beim rauskomplimentieren steckte er seine Nase aus der Tür und rief ganz leise "Der nächste,....bitte einzutreten" und wenn es in den frühen Morgenstunden war, empfing er den nachfolgenden Deliquenten mit "Guten Morgen, wünsche wohl geruht zu haben", obwohl der eventuell die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte, weil jeder Salzunger wußte, was Axel blitzschnell vorzurechnen vermochte. Mitte der 50er Jahre . wurde in Bad Salzungen das Gebäude des Rates des Kreises eingeweiht. Alles war fix und fertig, nur ein Geländer an einer Fenstertür würde noch fehlen. Am Vorabend startete eine Feier der damaligen führenden Nomenklaturkader, an dem auch Axel als zukünftiger Abteilungsleiter teilnehmen mußte. Aus Suhl vom Rat des Bezirkes waren einige Supernomenklaturkader anwesend, um dem Salzunger Klosterbier und dem kalten Buffet ordentlich zuzusprechen. Sie waren nicht schlecht beeindruckt, noch einen von einer Garde in Bad Salzungen vorzufinden, welche es eigentlich in einer kommunistischen Verwaltung nicht mehr geben sollte. Schließlich gäbe es inzwischen eine sozialistische Mathematik und man könne auf kapitalistische Zahlentabellen großzügig verzichten. Aber irgendwann waren dann alle blitzeblau und es gab andere Themen bei den Genossen und Genossinnen zu bereden, als sich mit einem kurzsichtigen Adligen auseinander zusetzen. So ein Problem löst sich doch manchmal ganz leicht. Gegen 0.00 Uhr löste sich das Problem. "Wo ist den hier die Herrentoilette, meine Herren?" Axel mußte auf die Toilette und anstatt den Raum in östlicher Richtung zu verlassen, verließ er den Raum in westlicher Richtung in Richtung Andreasstraße. Da war auch eine Glastüre in der ersten Etage, welche aber normalerweise ein Geländer haben müßte, nur das war noch nicht geliefert. Axel von der Dollen stürzte auf die Gehwegplatten und starb in der gleichen Nacht und seine Frau, welche noch einige Jahre in der Kaltenborner Straße wohnte, ging niemals wieder an diesem Gebäude vorbei und benutzte einen Umweg in die Stadt. Einige Tage später wurde in Suhl in
einer Runde "führender Genossen" der Trick verraten, wie man den deutschen
Adel los wird. Man braucht nur mit dem Daumen des richtigen Klassenstandpunktes
auf eine imaginäre Klotüre in Richtung Westen zu zeigen.
Die richtigen Türen wären aber immer im Osten, den im Osten
geht die Sonne auf!
Es gibt weitere Varianten über den Tod Axel von der Dollen! |
. | richard
hebstreit
tunnelstraße 31 D-10245 Berlin e-mail:rhebs@rhebs.de http://www.rhebs.de tel: 030 39 879 431 fax: 030 39 879 432 portable: 0172 60 49 617 |