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Hat hä hinge gehange?
 

Jetzt, wo ich dies schreibe, geht eventuell der letzte hops, der diese Sprache, diesen Slang noch versteht. Pfeift ab durch den Salzunger Krematoriumsschlot. Salzunger Platt ist das. War das! Eine Sprache, die stirbt. "Mustooot" würde ein Beherrscher dieser Sprache sagen. Mus hat  nichts mit Mus zu tun. Mit Apfelmus oder mit Pflaumenmus. "Mausetot" meinen die, die das noch sprechen. Möglicherweise.  Ich kanns ja auch nicht....nur ein Paar Brocken. "(PABROCKE)" würden die Salzunger Plattinsider sagen.

"Hat hä hinge gehange?"
"Nee hä hat nit hinge gahange, hä hat hunge gehange!"

Sprechen Sie mal diese beiden Sätze ganz schnell nach.
Und das alles 1 Oktave höher, ein wenig hinten im Rachen und ohne die Lippen zu bewegen.

So, das spricht man nun schnell ohne Pause zwischen den Wörtern:
"Hathähingegehange?"
"Neehähatnithingegahangehähathungegehange!"

Klingt fast wie südkantonesisch mit einem leichten Kick zu Mandarin. Denkt mancher jetzt eventuell.

Ist aber nix chinesisches - ist ein Südwesthüringer Slang, wo einer in einer Kneipe am Tag nach einer Sauftour seinen  vergessenen Mantel wieder abholt.
Die Kneipe hat zwei Räume. Ein Raum ist zwei Stufen tiefer als ein vorderer Raum. Es gibt zwei Garderobehaken. Einer ist hinten im ersten Raum, der zweite ist unten im Raum.

Im ersten Satz fragt ein alter Eingeborener den ebenso alten Wirt, wo der Mantel hängt, weil ein alter Salzunger zu faul ist nach zu sehen. Im Zweiten Satz kommt die Antwort vom Wirt, das der Mantel im hinteren unteren Raum hängt.

Es gab da aber auch Sätze, da konnte man den Mund beim sprechen ab und zu schließen.

Früher haben da die Kinder, wo ich noch klitzeklein war, sowas gesprochen:

"Muttaschmiumiaschmerrnmiuspiunfickalerniubingleidroon."

"Mutta schmiu mi a Schmerrn miu spiun fickalern iu bin glei droon."

Das heißt auf hochdeutsch:
"Mutter schmier mir ein Fettbrot, wir spielen Ficken lernen, ich bin gleich dran."

Wie es jetzt aussieht, hat man aber in dieser kleinen Stadt in Thüringen die Verrichtungen ziemlich verlernt, wo man vorher zur Kräftigung ein oder mehrere Fettbrote verspeist hat. Die Geburtenzahlen sind drastisch zurück gegangen.

Aber auch elegante wortlose Kommunikationsmethoden zum Thema Eins gab es in dieser kleinen Stadt.

In einer Kneipe achtet man darauf, das eine Frau (...es kann aber auch ein Mann sein) so 2-3 Bier intus hat. Es ist egal wo die sitzt oder steht. Dann nimmt man Blickkontakt auf, legt die gefalteten Hände mit geneigtem Kopf an die rechte Wange. Wichtig ist die Augen verträumt nach oben blicken zu lassen. Anschliessend zeigt man freundlich lächelnd sachte mit dem Zeigefinger der rechten Hand zuerst auf die Frau, mit der man Blickkontakt aufgenommen hat und dann auf sich. 
Fertig.

Hier in Berlin ist das sprachlos ähnlich. Die machen das einfacher und profaner mit dem rechten Daumen, den man durch Zeigefinger und Mittelfinger steckt. Danach kommt wie eben beschrieben der Zeigefinger zum Einsatz. Ein Berliner macht dabei ein hungriges Gesicht und schiebt das Kinn vor. Ein Problem dabei ist, das alles funktioniert nur bis 5 Meter Entfernung, es sei denn, die Dame ist weitsichtig. Nach 5 Metern erkennt niemand, was man mit den Daumen macht.

Ergebnis: Die Frau zeigt ihnen einen Vogel oder sie bekommen eine gescheuert. Erst nach 5 Bier nickt die möglicherweise.

Mit Salzunger Slang, Salzunger Wortlos-Platt lacht die schon eher und kommt mit nach zwei Bier. Auch auf die Distanz von 8 Metern.

Und hä hängt ni mehr lang hunge!

Klarowitsch?

© rhebs 2002 

. richard hebstreit 
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