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Streiche II 

"Loyal mit Huhn"
Jule ist so um die 9 Jahre und hat mit ihren beiden Freundinnen ein wenig Langeweile, während wir Eltern eine lustige Party feiern und für die kleinen Rotznasen keine Zeit haben.

......."Mammi wir können Euch doch für Eure Fete kleine Schnittchen als kleine Partyhäppchen schmieren?".  "Ja fein", war die nervende Antwort der anwesenden Elternteile.

Eine dreiviertel Stunde später kommen die kleinen Damen nach emsigen Treiben in der Küche in das Wohnzimmer, wo inzwische n die Gläser kreisen und interessante Gespräche die Anwesenden zutiefst fesseln. Tatsächlich, ein größeres Tablett ist bestens mit einer riesigen Ladung feinster Canapés bestückt. Auf jedem Schnittchen trohnt appetitlich ein Tomatenscheibchen, ein Gürkchen oder ein Stückchen roten , gelben oder grübem Paprika. Mit Söschen, Merretich und gehörigen Portionen Pfeffer und Salz. Häppchenspießchen machen das Mini Menue fast perfekt.

Gierig stürzt sich die Partymeute auf die Häppchen. "Fein, fein habt ihr das gemacht!" ist die einhellige Antwort fast aller Anwesenden.

"Was ist denn da drauf?" Kommt eine Frage. "Na Loyal mit Huhn" ist die kichernde Antwort der kleinen Küchenmädchen.  "Euer Loyal mit Huhn schmeckt wirklich ganz fein!" " Ist das was französisches???"

Als die Platte fast leer geputzt war, kommt die Forderung nach mehr. Und wieder ziehen die Mädchen qietschend in die Küche zurück.

Da das Quitschen und Kichern jemand irgendwie verdächtig vorkommt, geht jemand in die Küche nachsehen, was die Mädels da so als Kaltmamsells treiben. 

Das Ergebnis der Kontrolle steht dann auf einen Partytisch.....und einigen Anwesenden wird es regelrecht schlecht. "Loyal Extra mit Rind" ist schlicht und einfach eine Büchse profanstes Hundefutter, das Kilo für Eine Mark und zwanzig Pfennig. Eine Maxi Vorteilsdose Pansen, Därme,Leber, Lunge, Knorpel, Milz, pulverisierte Knochen wurde eben genussvol auf den Schnittchen verspeist.

Ein schöner Abend!......Mahlzeit!
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"Plätzchen"

Zirka 5 Jahre später. Wieder Party, wieder haben Partygäste Hunger und wieder ist die gleiche Mädchenbande anwesend. Mit der gleichen Langeweeile wie vor sechs Jahren. Und irgendjemand sagt dann, nachdem sie sich wieder anbieten Häppchen zu machen: " Das ihr keinen Blödsinn mehr macht! Kein Hundefutter mehr - den Trick kennen alle!"

"Neee, sagen die Girls, wir backen heute mal Plätzchen!" Das dauert dann ein wenig länger. Nach zwei Stunden wird feines warmes  Backwerk präsentiert.  Und wieder langen alle zu. Anisplätzchen, Vanillieplätzchen, Kakauplätzchen. Ganz fein! Köstlich! Lecker!

Das Backwerk verschwindet in dem Mäulern der hungrigen Partygäste. Der Abend wurde noch sehr sehr lustig. Besonders die anwesenden Damen lachen und kirchen plötzlich ohne jeden erkennbaren Grund.  Einige sehen dann mehr Sternchen als wirklich scheinen und in tiefster Nacht lustige Regenbogen, wie sie sagen. Saure Gurken werden als gesüßt bezeichnet und Wein schmeckt nach Bier oder umgekehrt. Wie besoffen wandelte eine Anwesende, obwohl sie nur an einem Gläschen Wein genippt hatte, im Trance durch die Räume. Eine Mutti, welche normalerweise als Mitarbeiterein des Jugendamtes kiffende Kids betreute, war extremly high!

Irgendwann packen die Girls aus. In den Plätzchen wurde eine gehörige Portion Haschisch verbacken, den sie einem größerem Bruder gerippt hatten.

Ein schöner Abend!

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"Fallschirmjäger!"
Zum Abschluss gibt es noch einen Streich, der eigentlich kein Streich ist und trotzdem in die Salzunger Buben - Analen eingehen sollte. 1985 ist mein Sohn Knut 10 Jahre alt und stolzer Besitzer eines Spielzeugdrachens aus der CSSR, den ihn die Mutti von einem Urlaubstrip mitgebracht hat. Der Drache ist ein kleiner Fallschirm mit einem kleinen Plastikfallschirmspringer an den Fallschirmstrippen. Knut lässt eines Nachmittags hinter dar katholischen Kirche, wo jetzt das Arbeitsamt steht, den feinen Fallschirm-Drachen bei bestem Westwind fliegen. Zu gleicher Stunde veranstaltet der damalige Rat des Kreises Bad Salzungen (300 Meter von diesem Tatort entfernt) die jährliche Kriegs- und Zivilverteidigungsübung. Also Annahme, es ist Krieg in Thüringen und die sozialistische Kreisverwaltung spielt alle möglichen Fälle durch. Bombenabwurf, Saboteure, Atombomben über Erfurt und wer weis was noch für ein Blödsinn zum Ende des kalten Krieges. Alles dort ist in hellster Aufregung. Kradmelder flitzen mit Lagemeldungen hin und her. Jede Abteilung der Verwaltung hat höchstwichtige Aufträge abzuwickeln. Die Telefone laufen sich heiß. Und da meldet einer dieser Strategen, dass hinter der katholischen Kirche ein Fallschirmspringer in der Luft hängt. Irgend jemand sieht dann wirklich zum Fenster und wirklich.....Ein Fallschirmspringer hängt da in der Luft und beobachtet den Kriegsstab des Rat des Kreises Bad Salzungen real und wirklich aus der Luft! Keiner glaubt es erst so richtig. Tatsache ....mehrere, welche sich nun auch ans Fenster hängen, sehen mit eigenem Augen den besagten Fallschirmspringer.

Nur die sozialistischen Kriegspielstrategen haben kein Fernglas und sind oftmals Brillenträger mit ungenau geschliffenen Gläsern oder schlicht und einfach kurzsichtig und ohne Brille.

Und so geht eine Alarm-Meldung in die zwei Kilometer entfernte Panzerkaserne auf den Salzunger Golan Höhen und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die komplette Panzerdivision wird in eine reale Kriegs-Gefechtsbereitschaft wegen eines "realen tatsächlichen!"  Luftlandeangriffs auf den Rat des Kreises Bad Salzungen versetzt. "Daaaaas ist keiiiiiine Übung!........Es geeeeeht looooos!"

Da das dauert, bis die dort ihre Motoren heißgelaufen haben, oder überhaupt ausrücken, weil ja weiter hin und her telefoniert wird. ....Der oder die Fallschirmspringer hängen immer noch in der Luft über der katholischen Kirche und so alarmiert man auch das ortsansässige Polizeikreisamt, welche sofort den schnellsten einzigsten sechzehnhunderter Polizei-Lada hinter die katholische Kirche beordert. Umständlich muss nun noch die Waffenkammer geöffnet werden um vorsichtshalber die Kalaschnikow Maschinenpistolen nebst einer genügenden Menge Munition mit zu nehmen. "Man kann ja nie wissen!?"

Und los geht mit Blaulicht und Martinshorn die wilde Jagd zur katholischen Kirche.
Da steht der kleine Knuti mit seinen Freunden auf dem Rübenacker hinter der Katholischen Kirche und lässt stolz seinen tschechischen seltsamen Drachen im Fallschirmspringer Design steigen.

Die lassen den verdatterten Knut den Drachen, das Korpus Delikti einholen und stopfen ihn in den Streifenwagen. Knut ist nun buchstäblich vorläufig zur Klärung eines Sachverhalts festgenommen. Ich komme eine halbe Stunde später von meiner Arbeit nach Hause und treffe Knuts Freunde und Nachbarn, die die Verhaftung life miterlebt haben, wild diskutierend in heller Aufregung vor dem Hause an. "Knut ist verhaftet worden, weil er einen Drachen auf einem Gurkenfeld steigen liess" hieß es. Ich war obertotal baff!!

Ein Anruf im Volkspolizei Kreisamt bringt keine vernünftige Antwort, sondern sinnloses Gestammel. Ich solle aber sofort in das Volkspolizei Kreisamt zur Klärung eines Sachverhalts erscheinen. Ich bin dann sofort mit Bleifuß und ohne die 50 km Beschränkung im Ortsbereich einzuhalten hingefahren. Als ich dort war, sehe ich nur grinsende Gesichter und bekomme die Auskunft, der Knut ist zum Rat des Kreises gebracht worden und wäre inzwischen wieder zu Hause. Warum? Wieso? Was ist los???? Keine klärende Antwort. Man fragt mich nur, woher der Drachen wäre. Betretenes Schweigen auf meine Fragen ob Drachen steigen für kleine Kinder nun verboten wäre. Alle anwesenden Polizisten wenden sich ab und lassen mich einfach stehen. 

Als ich wieder zu Hause bin, ist inzwischen Knut wieder da und wird total verschreckt vom Mutti getröstet. Der  Drachen wurde nach  seiner Befragung  konfisziert und landete ohne Kommentar Tage später in unserem Briefkasten ohne Absender und Entschuldigungsschreiben. Was man unseren Sohn Knut gefragt hat, bekommt Knut kaum zusammen, so verstört war er. Er wäre nur noch im Rat des Kreises gewesen und hätte dort seinen Drachen gezeigt. Mehr wuste er nicht.

Erst Tage später erzählt mir ein Mitarbeiter des Rates des Kreises den ganzen Zusammenhang und einige markannte Detaills von der "Kriegsübung". "Die haben eben mal wieder verrückt gespielt. Hake es ab und halte die Fresse!"

An dieser Lapalie, so lustig und so ernst sie war, kann man sehen, dass wir noch Mitte der Achtziger Jahre auf einem Pulverfass gelebt haben. Ein kleiner Junge mit einem Spielzeugdrachen hätte den 3. Weltkrieg auslösen können!
 

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Schornsteinfeger Abratzky klettert auf die Festung Königstein
 

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