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Workuta "Buddel Herbert"
 

Buddel Herbert stammte irgendwo aus dem Ruhrgebiet und war Bergmann. Im zweiten Weltkrieg kam er in russische Kriegsgefangenschaft und überlebte die Strapazen in Workuta in Sibirien im Kohlenbergbau. Nach der Kriegsgefangenschaft landete er bei der Wismut und wollte noch einige Jahre bis zur Bergmannsrente in dem nach seiner Meinung "Salonbergbau" in der Kaligrube in Merkers "runterschruppen". Er war in Bad Salzungen Mitte der 50er Jahre zur Kur und ist bei einer Salzungerin hängen geblieben. Nachdem er  einige Jahre in Merkers arbeitete, bekam er eine Augenkrankheit und wurde invalidisiert. Er hatte fast eine Glatze und eine mächtig dicke Brille, durch die seine Augen riesig erschienen. Buddel-Herbert war in seinem Freundeskreis, der täglich in der Kneipe Schöne Aussicht tagte,  weniger deswegen bekannt, weil er tagein tagaus im Garten buddelte, sondern weil er seinen Keller  in der Friedrich-Eckardt-Straße tiefer machte und das machte er eben als gelernter  Bergmann senkrecht nach unten und kreuz und quer unter dem Haus. Das Haus hatte eigentlich nur eine Teilunterkellerung und so zog er unter der Kellerdecke streifenweise eine Stahlarmierung und goß alles  stückchenweise mit Beton aus Sandsteinkrümeln aus. Die Technik hätte er von der Wismut mitgebracht. Meistens war er in seinem "Bergwerk" zugange , wenn er mit seiner Frau Krach wegen der Sauferei hatte. Das war dann immer zum Wochenende Und....Montag wurde gebuddelt. Ich habe seine "Grube" so um 1957 kennengelernt, als mich mein Vater zu einem Geburtstag von Buddel-Herbert mitgenommen hatte. Die erste Kelleretage hatte 3 Löcher. In einem Loch ging eine Leiter nach unten, über dem zweiten Loch hing eine Rolle und ein Eimer an einem Seil, welches über eine zweite Rolle im dritten Loch verschwand. Ich mußte mir seine alte Wismut-Lederkappe aufsetzen mit einer  und eine alte Hose anziehen. Herbert war schon ganz schön beschwipst und kletterte laut singend eine roh behauene Holzleiter eine Kelleretage tiefer. Hier war der "Weinkeller", wo in Stiegen und Regalen alle möglichen Obstweine gelagert wurden. Nach einer Flasche Schlehenwein aus klebrigen Blechbechern ging es zur nächsten Etage nach unten, wo die Kartoffeln lagerten. Der Raum war doppelt so groß wie der Weinkeller und an einer Wand stand ein seltsames Sofa aus Birkenholz und gepolstert mit Reisig. An der Wand hing eine  Karbidlampe und die Sandsteinwände hatten Nischen in denen Äpfel auf Holzstäben lagerten. Alles war mit  Holzstempeln abgestützt und die Methode den Sandstein auszubrechen wurde mit Holzkeilen und Wasser realisiert. Er schlug Schlitze in den Sandstein legte trockenes Holz hinein und ließ aus einer Blechbüchse Wasser auf das Holz tropfen. Das Holz würde sich dann ausdehnen und peng...wegbrechen. Die Steinbrocken kamen dann in den Eimer, welcher sich, wenn er nach oben gezogen wurde selber in eine Schubkarre auskippte. Noch eine Kelleretage weiter unten stand ein Gartenklapptisch und ein Hocker. Ein Gang, ungefähr 1,6 Meter hoch und 4-5 Meter lang ging treppenartig 45 Grad nach oben. Hier wollte er, so seine Absicht in 2-3 Jahren im Garten wieder rauskommen - wahrscheinlich um unauffälliger  und schneller in die Kneipe auszubüchsen. Das hat er dann wohl nicht ganz geschafft, weil er Mitte der 60er Jahre verstorben ist. Das Haus ist in den 70ern abgerissen worden und eventuell ist sein Keller noch da, denn der war ganz schön tief. Für mich war die Bekanntschaft mit Buddel Herbert ein weiterer Anlaß, mich mit der Salzunger Unterwelt zu beschäftigen, weil er mir ein wenig die Angst vor unterirdischen Räumen genommen hatte. Buddel Herbert hat sicher seine Grube angelegt, um mit seinen Erlebnissen in Workuta fertig zu werden. Das, was er von Workuta erzählte, war grauenhaft und er wollte es täglich nicht glauben, daß er dieser Hölle entronnen war. Am meisten hat ihn in Workuta die Kälte belastet und er fand es unter Tage gar nicht so sehr schlimm, da es da schön warm war. So hat er sich hier wohl ein Kontrastprogramm geschaffen um täglich seine besondere "warme Stube" genießen zu können.

. richard hebstreit 
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