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    grün, rot, blau, salziges....

    Metalloberflächen interessant zu gestalten ist nicht einfach. Eine Menge von Verfahren setzen viel Vorbereitung, Erfahrung und alle nur möglichen Kniffe voraus.

    Ich hatte als meinen Werkstoff Edelstahl gewählt und hatte mit diesem Werkstoff relativ schlechte Karten. V2A, V4A und überhaupt Chrom-Molybdän-Nickel Stähle sind ein resistentes Zeug. Zäh, zerspanend mies zu bearbeiten. Schweißen geht nur mit Schutzgas. Löten geht nur mit Spezial-Flußmitteln. Ätzen mit einer rabiaten Säuremischung. So war es für mich jedenfalls Mitte der siebziger Jahre. Die Zerspanungstechnik beherrschte ich. Das hatte ich von der Pike auf gelernt und später auch studiert.

    Aber wie man Stahl grün färbt, konnte mir damals auch kein Experte im Umkreis von 100 Kilometern gleich erzählen. Hätte ich damals nach Japan fahren können, hätte ich einen alten Meister aufgesucht und der hätte es mir verraten wie man Stahl grün färbt. Nur einen DDR Bürger lies man damals nicht nach Japan kutschieren, damit er dort nachsehen konnte, wie man Stahl grün färbt. Nach Tula in die Sowjetunion lies man mich auch nicht ...dort war militärischer Sperrbezirk und die Tulaer Waffenschmiede, welche jeden Stahl in allen Regenbogenfarben färben konnten, bauten damals SS20. Das waren Atomraketchen. Die waren miesgrün tarnfarben angestrichen.

    In einem Zeitungsartikel des "Freien Wort" lese ich dann in Friedrichroda in Thüringen steht eine Vakuumbeschichtungsmaschine. Dort werden Brillengestelle für Rathenow mit Titannitrid goldfarben beschichtet, weil das billiger ist als Gold ist und auch viel härter und resistenter.

    Am anderen Tag stehe ich in Friedrichroda auf der Matte und der zuständige Mitarbeiter erzählt mir, das wenn die Maschine nicht richtig eingestellt wird oder andere Metallsalze genommen werden, die Oberfläche der Metalle auch grün und blau wird.
    Toll, das brauche ich. Grün, blau rot.....und nach Bitten und Betteln bekomme ich eine Füllung mit meinen Broschen gemacht. Ein einziges mal. Ein neuer Chef erklärt danach die Anlage zum Hochsicherheitsbereich und das Färben von Metallen rot grün blau war passe.

    Was tun.....ich brauche auch so ein Ding. Nur so eine Anlage kostet unter Brüdern eine Million Mark und in der DDR standen davon 5 Stück. Entwickelt mit vom einzigen privatem Forschungsinstitut Manfred von Ardenne in Dresden. Sputtern hieß die Technologie. Hier wurde im Hochvakuum mit Metallsalzen Teile regelrecht bedampft. Ein bischen Recherche in alten Patentunterlagen und Fachzeitungsartikeln brachten dann die Adresse zu Tage von einem ehemaligen Mitarbeiter des Forschungsinstitutes. Ein Anruf ergab, dass er tatsächlich so ein Ding in Miniaturbauweise im Keller stehen hat. Vakuumkammer, Transformatoren und Vakuumpumpe. Ich bin nun hingefahren und habe diesen alten Herrn klargemacht, dass ich die Teile momentan dringender bräuchte als er. Er bat sich Bedenkzeit aus und wollte mir dann alles sogar eventuell schenken, weil ich der einzige wäre, der sich dafür interessiert. Die Bedenkzeit dauerte ein halbes Jahr - dann bekam er einen Schlaganfall. Den Erben war dann die Sache so verdächtig, dass sie dachten ich wäre ein westdeutscher Industriespion und haben die Anlage auf den Schrottplatz gebracht. Es nützte kein Geld, es nützen keine guten Worte.

    Eine gute Sache hatte aber die Aktion doch. In einem Gespräch über Ätztechniken für Edelstahl äußerte der alte Herr, dass er da einfach Kochsalz nimmt. "Kochsalz - da grinst doch jeder Stahl nur" war meine Reaktion. Die Antwort war ein Satz: "gesättigte heisse Lösung + Strom mit 10/12 Ampere".
    Tatsache. Nicht bei allen Edelstahlsorten, aber bei den meissten geht der Stahl wenn er anodisch geschaltet wird in Lösung. Wie Butter. Man muss nur seinen Kopf in Deckung bringen, weil feinstes tödliches Chlorgas erzeugt wird.

    Und so machte ich es dann auch damals wie manchmal heute noch. Ich wartete auf Westwind, baute in meinem Garten einen Tisch auf, legte partiell beschichtete Schmuckteile in einen Behälter hinein und schaltete einen kräftigen Transformator auf "ein". Es brodelte ein wenig und meine Teile bekamen da Löcher und vertiefte Flächen in wenigen Minuten wo ich sie haben wollte.

    Farbiges Edelstahlblech bekommt man heute bei jedem besseren Stahlhändler und ganze Fassaden werden heute mit diesem Zeug behangen. Beim Ätzen sind schon ein paar Tricks noch nötig und wer mir auch tolle Oberflächen-Techniken verrät, den kann ich auch noch weitere Tipps geben. Mein Haupttip ist aber das Internet, wo man heutzutage fast alles an Informationen, welche man für neue Techniken braucht finden kann. Aber eben nur fast alles.

     

    14.12.2000

    richard hebstreit 
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